Seither hat sich viel verändert im Sinne von Frühgeborenen und ihren Familien. Das Elterngeld trägt beispielsweise mittlerweile dem Umstand Rechnung, dass die Lebenssituation von Familien nach einer Frühgeburt nicht mit der von Familien reif geborener Kinder vergleichbar ist. Zusätzliche Monate sorgen nun für einen Nachteilsausgleich der von Frühgeburt betroffenen Familien. Auch werden Eltern auf den neonatologischen Stationen, die Frühgeborene anfangs medizinisch versorgen, heute überwiegend nicht mehr nur als Besucher gesehen. Das spiegelt sich in wertschätzender Einbindung, psychosozialer Begleitung und der Möglichkeit eines 24/7-Zugangs zum Kind wieder.
Der Verband steht betroffenen Familien heute mit einer werktäglich zu erreichenden telefonischen Hotline als Ansprechpartner für ihre Nöte zur Seite. Dabei beschränkt sich das Beratungsangebot nicht nur auf die anfängliche Akutphase in der Klinik. Auch Themen wie fehlende Gewichtszunahme, Essens- oder Trinkprobleme, auffälliges Sozialverhalten in Kindergarten oder Schule, Konzentrations- und Lernschwäche sind immer wieder Sorgen, mit denen sich die Eltern beim Verband melden. Mittlerweile suchen zudem immer mehr ehemals zu früh geborene Menschen den Kontakt zum Verband und fragen nach Austausch mit anderen Betroffenen. Aus diesem Wunsch ist vor wenigen Jahren der „Arbeitskreis Erwachsene Frühgeborene“ entstanden, der sich regelmäßig online trifft und über eigene Sorgen austauscht.
Seit seiner Gründung ist der Verband kontinuierlich gewachsen, was Aufgaben, Netzwerk, Projektarbeit und Interaktion mit politisch Verantwortlichen in relevanten Gremien und Ausschüssen betrifft. Es zeichnet sich ab, dass dieses Engagement auch weiterhin notwendig sein wird, denn die Zukunft der Frühgeborenenversorgung bereitet allen an der Versorgung Beteiligten große Sorge. Der Pflegenotstand in Deutschland macht auch vor unseren Kinderkliniken nicht halt. Immer wieder müssen Betten gesperrt und OP‘s verschoben werden, weil es am Personal fehlt. Studien belegen zudem, dass die Infektionsgefahr auf Frühgeborenen-Stationen steigt, wenn eine Pflegekraft pro Schicht mehr als 2 der allerkleinsten Hochrisikopatienten mit weniger als 1.500 Gramm Geburtsgewicht versorgen muss.1,2,3,4
„Das sind inakzeptable Zustände, die es dringend zu verbessern gilt!“, so das Fazit von Barbara Mitschdörfer, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes „Das frühgeborene Kind“ e.V. Im interdisziplinär zusammengesetzten Netzwerk Neonatologie (www.netzwerk-neonatologie.de) engagiert sich der Verband gemeinsam mit Expert:innen rund um die Versorgung von Frühgeborenen bereits seit Jahren für notwendige Maßnahmen zur Sicherung einer qualitativ hochwertigen Behandlung der Allerkleinsten. Die Forderungen des Netzwerks lauten neben auskömmlicher Finanzierung der Kinderheilkunde, die Sicherstellung von notwendiger Spezialisierung des Pflegepersonals im Bereich der Kinderkrankenpflege.
1. Haley RW, Bregman DA. The role of understaffing and overcrowding in recurrent outbreaks of staphylococcal infection in a neonatal special-care unit. J Infect Dis 1982;145:875-885
2. Andersen BM, Lindemann R, Bergh K, et al. Spread of methicillin-resistant Staphylococcus aureus in a neonatal intensive unit associated with understaffing, overcrowding and mixing of patients. J Hosp Infect 2002;50:18-24
3. Harbarth S, Sudre P, Dharan S, Cadenas M, Pittet D. Outbreak of Enterobacter cloacae related to understaffing, overcrowding, and poor hygiene practices. Infect Control Hosp Epidemiol 1999;20:598-603
4. Risikocharakterisierung intensivmedizinisch behandelter Früh- und Neugeborener und Daten zur Ist-Situation in deutschen neonatologischen Intensivpflegestationen 2013 Fachliche Erläuterungen zu folgender Empfehlung: Praktische Umsetzung sowie krankenhaushygienische und infektionspräventive Konsequenzen des mikrobiellen Kolonisationsscreenings bei intensivmedizinisch behandelten Früh- und Neugeborenen Ergänzende Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut, Berlin zur Implementierung der Empfehlungen zur Prävention nosokomialer Infektionen bei neonatologischen Intensivpflegepatienten mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 g aus dem Jahr 2007 und 2012 (Epidemiologisches Bulletin 42/2013