Erhöhung der Mindestmenge wird planmäßig umgesetzt

Ein Antrag einiger Bundesländer zum Aussetzen des geplanten Inkrafttreten des Beschlusses zum 1. Januar 2024 wurde gestern vom G-BA abgelehnt.

„Wir brauchen dringend eine grundlegende Reform der Versorgungsstrukturen in Deutschland. Derzeit steht die Versorgungspyramide in der Neonatologie noch immer auf dem Kopf. D.h vergleichsweise viele Perinatalzentren der höchsten Versorgungsstufe stehen einer vergleichsweise geringen Zahl an besonders kleinen Frühgeborenen unter 1250 Gramm gegenüber," so Barbara Mitschdörfer, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes.

Jährlich kommen ca 60.000 Frühgeborene zur Welt, aber nur ca. 10 Prozent dieser Frühgeborenen sind aufgrund ihrer extremen Unreife besonders gefährdet, was ihr gesundes Überleben betrifft. Studien belegen, dass die Qualität der Versorgung dieser Hochrisikokinder wächst, wenn ein spezialisiertes Zentrum vergleichsweise viele Kinder pro Jahr behandelt. Aufgrund dessen plädiert der Elternverband, auch bezüglich des vorhandenen Pflegepersonalmangels auf den vielen Stationen, für einen Strukturwandel bei der Versorgung von Frühgeborenen unter 1250 Gramm.

Das mag im Einzelfall mit längeren Anfahrten für betroffene Familien verbunden sein. Diese Probleme sind aber nichts, was sich nicht ebenfalls adäquat lösen ließe. Langfristige Mitaufnahme der Mutter, die Einrichtung eines Elternrefugiums in Kliniknähe, Haushaltshilfe und Familienpflege für ältere Geschwister, Sonderurlaub für den Vater wären alles längst überfällige Entlastungsoptionen für betroffene Familien. In Schweden versorgen bereits vergleichsweise wenig Spezialzentren die Allerkleinsten, und zwar mit Erfolg, was ihr unbeeinträchtigtes Überleben betrifft. Von Frühgeburt bedrohte Frauen werden dabei in der Regel mit dem Helikopter in ein solches Zentrum eingeliefert, so dass lange Anfahrten mit dem RTW oder PKW entfallen können. Auch in Ostdeutschland, wo vergleichsweise wenig Zentren der höchsten Versorgungsstufe aktiv sind, liegen die Überlebensraten bei den Allerkleinsten höher als in Westdeutschland.

Generell fordert der Bundesverband  gemeinsam mit dem Netzwerk Neonatologie eine auskömmliche Finanzierung von Kinderkliniken in Deutschland. Es darf nicht sein, dass eine Kinderklinik wirtschaftlich darauf angewiesen ist, ein Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe betreiben zu müssen.