Die in der Studie ausgewerteten Lebenserfahrungen von Frühgeborenen (VP = <32 SSW/EP = <28 SSW/ VLBW = <1500 g/ELBW = <1000 g) decken sich mit Ergebnissen aus Längsschnittstudien und bestätigen bekannte Herausforderungen sowohl in der Kindheit als auch im Erwachsenenalter. Zudem ergaben sich neue Erkenntnisse zu Überforderungen durch unzureichend angepasste Schul- und Arbeitsumgebungen sowie zu erhöhter Sensibilität gegenüber äußeren Reizen und deren Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit und Ausdauer. Auch beim Aufbau sozialer Beziehungen berichten Betroffene von empfundenen Einschränkungen. Diese Ergebnisse eröffnen neue Perspektiven für zukünftige Forschung und zeigen auf, welche Verbesserungen in den Bereichen Bildung und Beruf vonnöten sind. Selbsthilfegruppen erweisen sich in diesem Kontext als stärkende Ressource und bieten Chancen zur Verbesserung der Teilhabe im Alltagsleben von Betroffenen. Ein kritischer Befund ist das mangelnde Bewusstsein von medizinischem Fachpersonal und psychologischen Diensten, was die langfristigen Auswirkungen von Frühgeburten im Erwachsenenalter betrifft. Durch die Betroffenen thematisierte Einschränkungen auf psychoemotionaler und -sozialer Ebene, werden oft bagatellisiert, und der Fokus liegt eher auf der körperlichen Gesundheit als auf dem häufig als einschränkend erlebten psychischen Wohlbefinden, Schul- und Arbeitsumfeld sowie sozialen und romantischen Beziehungen. Einrichtungen des Gesundheitswesens sind auf diese Themenbereiche nicht ausgerichtet. Um diese Lücken zu schließen, ist es dringend erforderlich, die psychologische und soziale Betreuung zu fördern sowie Schulen und Arbeitgeber stärker einzubinden, so das Fazit der Forschenden. Die derzeitigen Betreuungsmodelle, die sich stark auf die körperliche Gesundheit konzentrieren, werden den tatsächlichen Bedürfnissen der Betroffenen bisher nicht ausreichend gerecht.
Quelle: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0378378225000581#s0095