Sebastian Behrens, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes, kennt die Sorgen und Nöte von Vätern aus eigener Betroffenheit nur zu gut. Seine Söhne kamen beide als Frühgeborene zur Welt. Auf der ergebnislosen Suche nach Austausch mit anderen Frühchen-Vätern entstand die Idee, eine geschützte facebook-Gruppe ins Leben zu rufen. Die Gruppe erfreut sich regen Zulaufs. Das macht deutlich, wie groß der Gesprächsbedarf unter den Vätern ist. Ihren Rückmeldungen zufolge fühlen sie sich auch in der aktuellen Väter-Generation oftmals alleine gelassen und nicht ausreichend gesehen. Freunde und Verwandte erkundigen sich nach dem Wohlbefinden von Mutter und Kind. Nach dem Befinden der Väter wird erfahrungsgemäß deutlich seltener gefragt.
Auch postnatale Depression wird noch immer meist im Zusammenhang mit betroffenen Müttern diskutiert. Dabei zeigen jüngere Forschungsergebnisse, dass auch Väter erkranken können. Fehlende Zeit ist ein wesentlicher Faktor, der dazu beiträgt, dass Väter nachgeburtlich unter Stress geraten und darunter leiden, ihrer neuen Familiensituation nicht ausreichend gerecht werden zu können. Deswegen setzt sich der Bundesverband bereits seit mehreren Jahren dafür ein, dass neben der Mutter auch dem zweiten Elternteil, in der Regel den Vätern, eine angemessene Auszeit zusteht, um den neuen Herausforderungen gerecht werden zu können, ohne beruflich unter Druck zu geraten.
Im Februar diesen Jahres wurden nun konkrete Entwicklungen sichtbar, die darauf hoffen lassen, dass die gesetzliche Einführung einer zweiwöchigen bezahlte Freistellung von der Arbeit für den zweiten Elternteil in greifbare Nähe rückt. Damit kämen die politisch Verantwortlichen der Umsetzung einer bereits auf EU-Ebene beschlossenen Vereinbarkeitsrichtlinie nach, die darauf abzielt, die Situation von Beruf und Familie für Familien zu verbessern. Per Kabinettsbeschluss vom 8.6.2022 ist ein diesbezügliches Gesetzgebungsverfahren auf den Weg gebracht worden. „Damit rückt eine dringend erforderliche Entlastung, nicht nur für Frühchen-Väter, sondern für die gesamte Familie in greifbare Nähe. Wir sind zuversichtlich, dass die noch ausstehende Zustimmung in den verantwortlichen Gremien für die finale Umsetzung der neuen Regelungen in Kürze abgeschlossen werden können,“ begrüßen Barbara Mitschdörfer, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes, und Sebastian Behrens, stellvertretender Vorsitzender, die jüngsten Entwicklungen.
Der Bundesverband macht mit einem Poster unter dem Titel: „Auch Väter können stillen“ noch einmal gesondert auf die Situation von akut betroffenen Frühchen-Vätern aufmerksam. Das Poster kann kostenfrei beim Bundesverband bestellt werden und möchte sowohl Frühchen-Väter als auch Stationsteams dafür sensibilisieren, wie eine nachgeburtliche Einbeziehung und Unterstützung der Väter aussehen kann.
Mehr Infos zum Welt-Frühgeborenen-Tag und zur Posterbestellung unter www.welt-fruehgeborenen-tag.de