Gut zu wissen
Deutschlandweit kommen jährlich mehr als 60.000 Kinder als Frühgeborene zur Welt. Damit sind Frühgeborene die größte Kinderpatientengruppe im Gesundheitswesen.
Wann spricht man von Frühgeborenen?
Normalerweise dauert eine Schwangerschaft etwa 40 Wochen. Wenn ein Baby vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche geboren wird, dann ist es ein sogenanntes Frühgeborenes. Die meisten Frühgeborenen wiegen bei ihrer Geburt weniger als 2.500 Gramm. In der Gruppe der Frühgeborenen wird noch einmal in Abhängigkeit von Schwangerschaftswoche und Geburtsgewicht wie folgt unterschieden:
Späte Frühgeborene
Kinder, die zwischen der 34. und der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, werden als sogenannte späte Frühgeborene (LPI = „late preterm infants") bezeichnet. Bezüglich Gewicht und Körpergröße unterscheiden sie sich von reif geborenen Kindern nur unwesentlich. Dennoch fehlt auch ihnen wertvolle Entwicklungszeit.
Frühgeborene mit sehr niedrigem Geburtsgewicht
Als Frühgeborene mit sehr niedrigem Geburtsgewicht (VLBW = „very low birth weight infants") werden Babys bezeichnet, wenn sie weniger als 1.500 Gramm wiegen. Sie kommen meist vor der 32. Schwangerschaftswoche zur Welt. In 2020 waren das 9.219 Kinder.
Frühgeborene mit extrem niedrigem Geburtsgewicht
Frühgeborene mit extrem niedrigem Geburtsgewicht (ELBW = „extremely low birth weight infants") wiegen anfangs weniger als 1.000 Gramm und werden in der Regel vor der 29. Schwangerschaftswoche geboren.
Untergewichtige Termingeborene
Reif geborene Kinder mit einem Geburtsgewicht von weniger als 2.500 Gramm werden der Gruppe der Frühgeborenen gleichgestellt. Auch ihre Mütter haben damit einen Anspruch auf verlängerten Mutterschutz.
Überlebenschancen
Die Überlebenschancen von Frühgeborenen haben sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich verbessert. Heute können selbst Frühgeborene überleben, die vor der vollendeten 24. Schwangerschaftswoche geboren wurden und weniger als 500 Gramm wiegen. Allerdings ist ihr Risiko für dauerhafte körperliche und geistige Beeinträchtigungen relativ hoch. In Deutschland gilt das Erreichen der 24. Schwangerschaftswoche als Voraussetzung für den Beginn einer intensivmedizinischen Behandlung. Bei unreiferen Frühgeborenen wird diese Entscheidung unter Berücksichtigung der individuellen nachgeburtlichen Situation des Kindes in Absprache mit den Eltern getroffen. Vorteilhaft für die Allerkleinsten ist eine Geburt in spezialisierten Perinatalzentren der höchsten Versorgungsstufe 1.
Mögliche Ursachen
Nicht immer können die Gründe für eine Frühgeburt festgestellt werden. Oft spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Als mögliche Ursachen kommen in Betracht:
- Mehrlingsschwangerschaften
- Alter der Mutter (unter 18 oder über 35 Jahre)
- Medizinische Vorgeschichte: bereits erlebte Frühgeburt, künstliche Befruchtung, kurze Abstände zwischen Schwangerschaften
- Vorerkrankungen der Mutter (z.B. Diabetes mellitus, Infektionskrankheiten oder Bluthochdruck)
- Infektionen: Blasen- oder Scheideninfektionen, aber auch Zahnfleischentzündungen
- Erkrankungen des Kindes (z.B. Fehlbildungen)
- Veränderungen der Gebärmutter oder der Plazenta (z.B. Fehlbildungen, Myome, Gebärmutterhalsschwäche oder vorzeitige Ablösung der Plazenta)
- Lebensstil (z.B. schwere körperliche Arbeit, starkes Rauchen, starker Alkoholkonsum, psychisch belastende Situationen, starkes Über- oder Untergewicht)
Zahlen & Fakten für Deutschland
Im Jahr 2020 wurden insgesamt 765.636 Kinder geboren. 60.682 kamen als Frühgeborene zur Welt. 1.071 Kinder wogen bei ihrer zu frühen Geburt weniger als 500 Gramm. Ihre Überlebenswahrscheinlichkeit betrug ca. 37 Prozent. In der Gewichtsklasse zwischen 1000 Gramm und 1500 Gramm lag die Überlebenswahrscheinlichkeit bereits bei 91 Prozent. Die meisten Frühgeborenen kommen zwischen der 32. und der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt. In 2020 waren das 49.890 Kinder.