Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht! (Afrikanisches Sprichwort)

Entwicklungsphasen

Eltern von Frühgeborenen sorgen sich oftmals um mögliche nachteilige Auswirkungen der Frühgeburt auf die weitere Entwicklung ihrer Kinder. Erfreulicherweise sind jedoch viele zu früh geborene Kinder in der Lage, den holprigen Start ins Leben gut zu kompensieren. Auch zwischenzeitlich vorhandene Schwierigkeiten und Probleme lassen sich häufig mit Geduld und gezielter Förderung im weiteren Entwicklungsverlauf verbesssern.

Jede Entwicklungsphase – vom Kleinkind- bis ins Erwachsenenalter – beinhaltet besondere Herausforderungen, die auch von reif geborenen Kinder nicht immer zeitgleich gemeistert werden. Jeder Mensch ist anders und verfügt über ganz unterschiedliche Stärken und Schwächen. Neben den persönlichen Anlagen spielen Anreize und Umwelterfahrungen eine prägende Rolle. Dabei kommt dem sozialen Umfeld eine maßgebliche Bedeutung zu. Das gilt natürlich auch für ehemals zu früh Geborene.

Dennoch macht die Rückmeldung von betroffenen Eltern deutlich, dass es bei Frühgeborenen in den unterschiedlichen Entwicklungsphasen häufig ähnliche Auffälligkeiten gibt, die wohl ein Stück weit auf den untypischen Start ins Leben zurückzuführen sind. 

Entwicklungsprognosen

Aussagen über den weiteren Entwicklungsverlauf des individuellen Kindes sind aufgrund der bereits genannten Umstände vor allem in den ersten Lebensmonaten nur schwer verlässlich zu treffen. Vieles wird sich erst mit zunehmendem Alter der Kinder zeigen.

Über das Thema Entwicklungsprognosen informieren wir auch in unserem Verbandsmagazin Frühgeborene in Ausgabe 1-2017.

Das erste Lebensjahr

Im ersten Lebensjahr des Kindes sind Eltern nach dem anfänglichen Klinikaufenthalt besonders gefordert. Zum einen muss das oftmals als traumatisch empfundene vorzeitige Ende der Schwangerschaft verarbeitet werden. Zum anderen muss sich das Familienleben nach der Zeit in der Klinik erst einspielen. 

Das Frühgeborene ist auf den Takt der Frühgeborenenstation eingestellt. Damit hat es bereits einen eigenen Rhythmus. Nun gilt es einen neuen gemeinsamen Alltag mit vertrauten Ritualen zu entwickeln und als Familie zur Ruhe zu kommen. Das ist leichter gesagt als getan, wenn anfangs noch viele zusätzliche Untersuchungstermine anstehen und Therapien absolviert werden müssen.

In der Eingewöhnungszeit zu Hause kann es einige Anpassungsprobleme geben. Das betrifft nicht immer nur Frühgeborene. Sie sind aber vergleichsweise häufiger betroffen. Ausführliche Informationen dazu und wertvolle Tipps rund um die Zeit nach der Entlassung aus der Klinik sowie die ersten Wochen zu Hause sind auch in unserer Informationsbroschüre mit dem Titel Willkommen daheim zu finden. 

Fütterprobleme

Die Bewältigung der täglichen Trinkmenge stellt vor allem für anfangs sehr unreife Frühgeborene eine große Herausforderung dar. Sie verschlucken sich häufig, vergessen beim Trinken zu atmen und ermüden schnell. Mit zunehmendem Alter schaffen die meisten Frühgeborenen das immer besser.

Es gibt aber auch Kinder, die über den Entlassungszeitpunkt hinaus langfristig Ernährungsschwierigkeiten haben. Sie brauchen sehr lange für ihre Mahlzeiten, lassen sich besser im Halbschlaf füttern und spucken viel.

Wenn Eltern das Gefühl haben, dass sich der gesamte Alltag nur noch um das Thema Nahrungsaufnahme dreht, dann könnte eine sogenannte Fütterstörung dahinter stecken. Frühgeborene sind davon deutlich häufiger betroffen als Reifgeborene.

Folgende Anzeichen sprechen für das Vorliegen einer Fütterstörung:

  • Mahlzeiten dauern sehr lange
  • Nahrung wird verweigert
  • Kind ist extrem wählerisch
  • isst nur bei extremer Ablenkung
  • zeigt keine Anzeichen für Hunger 
  • bricht die Mahlzeit vorzeitig ab
  • würgt Essen ständig hoch.

Vor allem anfangs sehr unreife Frühgeborene sind später oftmals von Fütterstörungen betroffen. Absaugen, Intubieren und das Legen einer Magensonde sind für die Kinder unangenehme Erfahrungen, die sich einprägen. Auch wird Essen oftmals als etwas Fremdbestimmtes und Aufgezwungenes erlebt. Das kann ebenfalls dazu beitragen, dass Kinder ein gestörtes Verhältnis zum Essen entwickeln.

Schwere Fütterstörungen treten bei 5 bis 10 Prozent aller Kinder auf. Bei schwerer Ausprägung nehmen die Kinder nicht genug Gewicht zu oder sogar ab. Das kann sich nachteilig auf das Wachstum der Kinder auswirken. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von einer Gedeihstörung.

Da hinter diesen Problemen auch organische Ursachen stecken können, sollte die Situation vorab zunächst mit dem Kinderarzt besprochen werden. Auch eine Schluckdiagnostik in einem Dysphagiezentrum kann dazu beitragen, organische Ursachen auszuschließen. Bei diagnostizierter Trinkschwäche kann eine Castillo Morales-Therapie zur Verbesserung der Situation beitragen. Mitunter werden Kinder übergangsweise auch mit einer Magensonde nach Hause entlassen. Das kann entlastend sein, weil die Eltern weniger unter Druck geraten, wenn das Kind immer vorschnell ermüdet und seine Trinkmengen nicht eigenständig bewältigt.

In Ausgabe 4-2017 unseres Verbandsmagazins Frühgeborene finden Interessierte ausführliche Informationen rund um das Thema Fütterprobleme.

Regulationsprobleme

Von Regulationsproblemen spricht man, wenn das Neugeborene wenig schläft, viel schreit und schlecht trinkt. Diese Konstellation beklagten Frühchen-Eltern vergleichsweise häufiger. Manche Kinder, auch Reifgeborene, fordern einen engen Körperkontakt und kommen nur auf dem Arm oder Brustkorb eines Elternteils zur Ruhe. Auch das ist enorm anstrengend für betroffene Eltern.

Wenn Eltern merken, dass sie an ihre Belastungsgrenzen kommen, dann kann es ratsam sein, eine sogenannte Schreiambulanz in Anspruch zu nehmen. Hier wird gemeinsam geschaut, wie bestenfalls mehr Ruhe in den Familienalltag einziehen kann. Entsprechende Beratungsstellen in Wohnortnähe lassen sich über die Postleitzahlensuche im unten genannten Link finden.

Umgebungsgestaltung

Wenn Neugeborene viele Wochen auf der neonatologischen Station verbracht haben, dann kann es hilfreich sein, diese Umgebung ein Stück weit nachzuahmen. Viele Eltern berichten, dass ihr Kind zu Hause anfangs irritiert auf die plötzliche Stille reagiert hat und bei laufendem Staubsauger, Fernseher oder Radio deutlich entspannter war.

Das lässt sich während des Aufenthaltes auf der Station bei geschlossenen Augen leicht nachempfinden. Wirkliche Ruhe herrscht dort selten. Daher können moderate Hintergrundgeräusche dazu beitragen, dem Kind eine  Geräuschkulisse zu bieten, die ihm vertraut ist. 

Auch gedimmtes Licht kann dazu beitragen, dem Kind die Eingewöhnung zu erleichtern. Zudem kann es hilfreich sein, sich mit dem Kind erst einmal vorwiegend in einem bestimmten Bereich der Wohnung aufzuhalten.

Plötzlicher Säuglingstod

Noch immer sind die Ursachen für den plötzlichen Säuglingstod nicht eindeutig geklärt. Frühgeborene haben ein höheres Risiko als reif geborene Kinder. Man geht davon aus, dass das mit ihrer anfänglichen Unreife zu tun hat. Allerdings gibt es einige Maßnahmen die erwiesenermaßen dazu beitragen können, das Risiko zu senken. 

  • Säuglinge sollten im ersten Lebensjahr in Rückenlage schlafen.
  • Säuglinge sollten sowohl vor als auch nach der Geburt in einer rauchfreien Umgebung aufwachsen.
  • Auf Bettdecken sollte für Säuglinge grundsätzlich verzichtet werden, stattdessen sollte dem Säugling ein in der Länge und Weite passender Schlafsack angezogen werden.
  • Säuglinge sollten im elterlichen Schlafzimmer, aber im eigenen Bett schlafen.
  • Die Raumtemperatur zum Schlafen sollte zwischen 16–18°C betragen.
  • Säuglinge sollten – wenn möglich – 6 Monate voll gestillt werden.

Neueste Untersuchungen geben Hinweise darauf, dass es die Gefahr des plötzlichen Kinds- oder Säuglingstodes verringern kann, wenn speziell zum Einschlafen ein Schnuller verwendet wird.

Das Kleinkindalter

Gerade wenn Frühgeborene einen sehr schwierigen Start ins Leben hatten, dann neigen einige Eltern zu überbehütendem und isolierendem Verhalten. Sie sorgen sich insbesondere vor ansteckenden Infektionen, die gerade im Kleinkindalter häufige Begleiter in den Herbst- und Wintermonaten sind. Das ist auch nur allzu verständlich, wenn man bedenkt, welche Strapazen zum Teil schon hinter den Kleinsten liegen.

Dennoch kann dieses Verhalten dazu beitragen, dass die Kinder schnell unsicher sind und sich weniger zutrauen als andere Gleichaltrige. Sie haben zudem oftmals große Probleme damit, sich von engen Bezugspersonen zu trennen. Das kann vor allem im Hinblick auf die bevorstehende Kindergartenzeit zur Herausforderung für die Familie werden.

Informationen zur Förderung und Unterstützung bei Problemen in der kindlichen Entwicklung gibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf der Website www.kindergesundheit-info unter folgendem Link an die Hand. 

Soziale Interaktion

Der regelmäßige Kontakt zu anderen Familien mit Kindern im gleichen Alter trägt dazu bei, dass die Neugier an der Interaktion mit anderen wächst und die Kinder erste soziale Kontakte untereinander knüpfen können. In speziellen Gruppen zum Baby- oder Kleinkindturnen oder offenen Krabbeltreffs finden solche Begegnungen unkompliziert statt. Auch auf dem Spielplatz lassen sich schnell soziale Kontakte zu anderen Kindern knüpfen. Das kann vor allem im Hinblick auf die bevorstehende Kindergartenzeit hilfreich sein. Bestenfalls begegnet das eigene Kind dann schon bekannten und vertrauten Freunden in der neuen Kindergartengruppe. 

Kindergartenzeit

Mit der Kindergartenzeit beginnt für alle Familien ein neuer Abschnitt im Leben ihrer Kinder. Das gilt vor allem für Kinder, die bis zu ihrem dritten Lebensjahr ausschließlich im häuslichen Umfeld von den Eltern betreut wurden. Viele Eltern von ehemals zu früh geborenen Kindern machen sich Sorgen, ob ihr Kind die bevorstehende Trennnung und Eingewöhnungsphase im Kindergarten gut meistern wird.

Diese Sorgen erweisen sich in vielen Fällen als unbegründet. Mitunter brauchen manche der Kinder dennoch etwas länger, bis sie Vertrauen fassen und sich auf andere Bezugspersonen einlassen können. Bewährte Eingewöhnungskonzepte tragen dazu bei, einen guten Einstieg zu finden. 

Ausführliche Infos rund um Trennungsängste und Eingewöhnungsprobleme im Kindergarten sind auch noch einmal gesondert unter dem Stichwort Kindergarten zu finden. Auch in Ausgabe 4- 2018 unseres Verbandsmagazins Frühgeborene haben wir uns ausgiebig mit dem Thema Fremdbetreuung befasst. 

Grundschulalter

Die bevorstehende Einschulung ist ein weiterer Meilenstein im Leben von allen Familien. Viele Eltern von ehemals zu früh geborenen Kindern sorgen sich, ob ihr Kind den bevorstehenden Anforderungen gewachsen sein wird.

Der Schulreifetest ist in diesem Zusammenhang nur ein Indikator, was die Beurteilung der Kompetenzen des Kindes betrifft. Er kann nur eine Momentaufnahme sein, die tagesformabhängig ist. Zudem reagieren manche Kinder gehemmt, wenn sie in fremder Umgebung vor fremden Personen Leistungen abrufen sollen.

Im Zweifelsfall können Kinderärztin oder Kinderarzt und Erzieher:innen aus der KITA mit dazu beitragen, den Reifegrad des Kindes umfassend zu beurteilen. 

Ausführliche Infos rund um das Thema Einschulung und Grundschule mit weiteren Querverweisen sind auf unserer Webseite unter dem Stichwort Schule zu finden. Zudem befasst sich unser Verbandsmagazin Frühgeborene in Ausgabe 1-2019 ausgiebig mit dem Thema Schule.

Teenager

Je älter ein ehemals zu früh geborenes Kind wird, desto eher ist es in der Lage, sich und seine eigenen Kompetenzen mit denen von Gleichaltrigen zu vergleichen. Das kann zur Belastung werden, wenn das Kind immer wieder mit frustrierenden Erfahrungen konfrontiert wird. In der Schule muss es sich zwangsläufig mit Leistungsbeurteilungen auseinandersetzen. Das kann gerade in der Pubertät auch für Konflikte im häuslichen Umfeld sorgen.

Schulfrust wird dann schnell zum alltagsdominierenden Thema. Insofern gilt es auch immer ein Stück weit realistisch zu schauen, ob das eigene Kind den schulischen Anforderungen überhaupt gerecht werden kann. Möglicherweise sorgt ein Schulwechsel, beispielsweise vom Gymnasium an eine Realschule, dafür, dass das Kind sich selbst nicht mehr andauernd als Schlusslicht der Klasse erlebt. Das kann sich motivierend auswirken, das Selbstwertgefühl stärken und wieder für Spaß am Lernen sorgen.

In diesem Kontext kann auch ein frühzeitiger offener Umgang mit der besonderen Vorgeschichte des Jugendlichen gegenüber den Lehrkräften dazu beitragen, dass auch das soziale Umfeld in der Schule für mögliche Auffälligkeiten sensibilisiert wird. Das gilt insbesondere für Kinder, bei denen gesicherte Diagnosen vorliegen, die sich nachteilig auf das Lernen auswirken.

Mobbing ist ein zusätzlich erschwerender Umstand, der Jugendliche mit bestimmten Auffälligkeiten oder Schwächen gerade während der Pubertät schnell zur Zielscheibe von Mitschüler:innen machen kann.

Mobbing

Studien zufolge werden ehemals deutlich zu früh geborene Kinder häufiger Opfer von Mobbing-Attacken durch Mitschüler. Das resultiert neben der oftmals körperlichen Unterlegenheit auch aus einem eher schüchternen und verschlossenen Wesen. 

Wenig Freunde erschweren die Situation für betroffene Jugendliche zusätzlich. Nicht immer werden sie sich den Eltern anvertrauen. Dabei dominiert die Angst vor Einmischung der Eltern, was die Situation für betroffene Jugendliche noch verschlimmern kann.

Vor allem das Internet bietet Täter:innen viele Möglichkeiten aus der Anonymität heraus zu agieren. Das senkt die Hemmschwelle zusätzlich. Wenn sich Attacken auf dieser Ebene abspielen, dann spricht man von Cyber-Mobbing.

Anzeichen für Mobbing

  • Sozialer Rückzug, Niedergeschlagenheit und Verschlossenheit
  • Körperliche Beschwerden wie Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Bauchweh
  • Psychische Veränderungen, wie Angst, Depression und Unsicherheiten, die länger anhalten 
  • Plötzliche Unlust auf Schule oder Ausbildungsplatz, Leistungen fallen ab, Konzentrationsprobleme 
  • Rückzug aus den sozialen Medien im Internet
  • Leichte Verletzungen, blaue Flecken, fehlende oder beschädigte Kleidungsstücke und andere Gegenstände
  • Ausweichendes oder verweigerndes Verhalten bei Gesprächsversuchen über die Auffälligkeiten

Erste Maßnahmen bei Mobbing

Situation besprechen

Zunächst gilt es, das Geschehen möglichst gut zu erfassen und in Ruhe aufzuarbeiten. Meist sind in solche Prozesse gleich mehrere Personen mit unterschiedlichen Rollen verwickelt. Wer sind die aktiven Protagonist:innen? Wer sind die Mitläufer:innen? Wie hat sich die Situation entwickelt? Wann wurde das Kind zum Opfer? Belastende Textnachrichten sollten gesichert werden. 

Lösungen entwickeln

Betroffene Kinder trauen sich oftmals nicht, das Erlebte den Eltern gegenüber zu thematisieren. Wenn Straftatbestände erfüllt wurden, dann ist auch das Einschalten der Polizei geboten. Es gilt vor allem überlegt und besonnen zu handeln. Vor einer eigenen Reaktion empfiehlt sich zudem die Beratung mit regional auf Mobbing spezialisierten Vertretrer:innen, um eine wirklich hilfreiche und lösungsorientierte Strategie zu entwickeln. Impulsives Verhalten kann zusätzlich problematisch werden, wenn Eltern unabgesprochen die Regie übernehmen und die Situation für das Kind dadurch möglicherweise noch verschärfen.

Information von Klassen- oder Schulleitung

Sobald das Geschehen belegbar rekonstruiert wurde, ist es sinnvoll, die Klassenleitung mit einzubeziehen. Da Mobbing mittlerweile leider ein häufiges Problem im Schulalltag ist, gibt es zudem an fast allen Schulen entsprechend fortgebildete Teams, die konkret mit eingebunden werden können, wenn es um das Erarbeiten von Lösungsansätzen geht.

Information der Elternschaft

Wenn es einen guten Dialog zu Eltern von Mitschüler:innen gibt, dann kann es zudem hilfreich sein, die Situation auch mit ihnen offen zu besprechen und sie für das Problem zu sensibilisieren.

Junge Erwachsene

Insbesondere wenn die anfängliche Frühgeburt auch langfristig für gesundheitliche Probleme sorgt, dann führt die Volljährigkeit der Betroffenen zu weiteren Herausforderungen. Die Zuständigkeit der mit den Patienten über viele Jahre vertrauten Ärzt:innen endet regulär mit dem vollendeten 18. Lebensjahr. Das bedeutet für viele chronisch kranke junge Erwachsene einen Versorgungsbruch. Sie müssen sich neu orientieren, was ihre medizinische Versorgung betrifft. Nicht immer kennen sich Fachärzte mit den aus einer Frühgeburt resultierenden Besonderheiten aus.

Erfreulicherweise wurde dieses Problem im Gesundheitswesen bereits erkannt. In der Fachwelt wird es unter dem Begriff Transitionsmedizin diskutiert. Gemeint ist damit die medizinische Versorgung jugendlicher Patienten an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Dieser Prozess ist definiert als gezielter und geplanter Prozess von einem kindzentrierten zu einem erwachsenen orientierten Gesundheitssystem. Allerdings wird es sicher noch einige Jahre dauern, bis dieser Bereich entsprechend adäquat entwickelt und aufgestellt ist.

Sozialpädiatrische Zentren, die auf die Behandlung und Begleitung von entwicklungsbeeinträchtigten Kindern und Jugendlichen spezialisiert sind, haben sich in den letzten Jahren mancherorts ebenfalls mit dem Thema Transition befasst. Ein Lösungsansatz kann die Etablierung von inklusiven Zentren sein. Solange die Kinder noch Jugendliche sind, werden sie in Sozialpädiatrischen Zentren behandelt. Als Erwachsene werden sie von mit dem Sozialpädiatrischen Zentrum im Austausch stehenden medizinischen Zentren für Erwachsene mit Behinderungen weiterbehandelt.