Schutz - nicht nur für die Allerkleinsten 

Impfempfehlungen für Frühgeborene

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Impfempfehlung erweitert. Ab sofort wird auch die Meningokokken-B-Impfung standardmäßig empfohlen (Epidemiologisches Bulletin 3/2024 (rki.de). Eltern sollten ihre Kinderärztin bzw. ihren -arzt jetzt auf die unterschiedlichen Meningokokken-Impfungen ansprechen und nach ihrer/ seiner Empfehlung fragen.

Das Thema Impfen sorgt bei vielen Eltern für Fragen, Sorgen und Unsicherheiten. Das ist insbesondere nach einer Frühgeburt verstärkt der Fall, was die zeitlichen Vorgaben für anstehende Impfungen betrifft. Auch beängstigt die Empfehlung eines erneuten stationären Aufenthaltes für erste anstehende Impfungen bei anfangs sehr unreifen Frühgeborenen viele Eltern. Die dringlichsten Fragen zum Thema haben wir deshalb auf dieser Sonderseite zum Thema Impfen zusammengestellt und von medizinischen Experten beantworten lassen. Wir bedanken uns herzlich bei PD Dr. Horst Buxmann und Prof. Dr. Rolf Schlößer aus unserem Wissenschaftlichen Beirat für ihre Empfehlungen aus fachlicher Sicht.

Warum sollen Frühgeborene geimpft werden?

Frühgeborene sind im Vergleich zu Reifgeborenen und Säuglingen deutlich anfälliger für Infektionen und haben ein erhöhtes Risiko an diesen schwer zu erkranken, da:

  • ihr eigenes, aktives Immunsystem sehr unreif und weniger abwehrfähig ist,
  • der angeborene passive Immunschutz durch Antikörper der Mutter deutlich geringer ist
  • Erreger Barrieren Frühgeborener, wie z.B. die Haut, leichter überwinden können.

Dies unterstreicht die hohe Bedeutung des Infektionsschutzes Frühgeborener inklusive eines vollständigen Impfschutzes dieser Kinder.

Wann sollen Frühgeborene geimpft werden?

Frühgeborene sollten im gleichen chronologischen Alter (das heißt, dass hier das Alter des Kindes nicht nach Schwangerschaftswoche korrigiert wird) wie Reifgeborene geimpft werden. Der geringere Nestschutz (übertragene mütterliche Impf-Antikörper) ist dann weitgehend verschwunden und beeinträchtigt den Impferfolg nicht mehr. Regelhaft findet dann die erste Impfung bei sehr unreifen Frühgeborenen (< 28 SSW) in der Klinik statt.

Wirken Impfungen bei Frühgeborenen genauso gut wie bei Reifgeborenen?

Bei manchen Impfstoffen ist die im Blut gemessene Immunantwort der geimpften Frühgeborenen geringer als bei Reifgeborenen. Dies trifft für die Erreger Hämophilus influenzae, Pneumokokken und Hepatitis B zu. Es scheint aber keine Unterschiede im klinischen Risiko zu geben, eine Infektion trotz Impfung auch tatsächlich zu bekommen.

Ist bei Frühgeborenen verstärkt mit Impfreaktionen zu rechnen?

Prinzipiell muss man bei Frühgeborenen die gleichen unerwünschten Wirkungen von Impfungen erwarten wie bei Reifgeborenen. Dazu gehören Fieber, Unwohlsein und lokale Schwellungen oder Rötungen an der Impfstelle. Da unreife Frühgeborene bei solchen Beeinträchtigungen auch leicht mit Bradykardien verlangsamte Herzfrequenz) und/oder Schwankungen der Sauerstoffsättigung reagieren, sollten Frühgeborene < 28 SSW mindestens bei der ersten Impfung im Krankenhaus am Monitor überwacht werden. Wenn sie dann solche Ereignisse tatsächlich zeigen, sollte auch der zweite Booster unter Monitorüberwachung (dann Einweisung ins Krankenhaus) verabreicht werden.

Was versteht man unter Nestschutz?

Beim Nestschutz handelt es sich um einen begrenzten natürlichen Schutz eines Neugeborenen vor Infektionskrankheiten. Es handelt sich um eine vorübergehende Form der passiven Immunisierung. Der Nestschutz ist kein Ersatz für Impfungen. Die mütterliche Immunisierung vor bzw. bei bestimmten von der STIKO empfohlenen Impfungen auch während der Schwangerschaft ist ein sicheres und wirksames Mittel, um Neugeborenen durch die Übertragung mütterlicher Antikörper in den ersten Lebensmonaten einen solchen passiven Immunschutz vor Infektionen zu vermitteln. Da der Nestschutz nach der Geburt nur einige Monate anhält, ist es wichtig, die von der STIKO empfohlene Impfungen zeitgerecht durchzuführen. So können Säuglinge und Kleinkinder frühzeitig vor Infektionen geschützt werden, die in dieser Altersgruppe mit einem hohen Risiko für schwere Krankheitsverläufe einhergehen.

STIKO-Impfempfehlungen

 Derzeit werden folgende von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Impfungen für Frühgeborene bis zum ersten Lebensjahr in einer Übersicht dargestellt. 

  • Rotaviren
  • Tetanus 
  • Diphtherie
  • Keuchhusten (Pertussis)
  • Hib (Haemophilus influenzae Typ b)
  • Kinderlähmung (Poliomyelitis)
  • Hepatitis B 
  • Pneumokokken
  • Meningokokken B (neu seit 2024)
  • Meningokokken C
  • Masern 
  • Mumps, Röteln
  • Windpocken (Varizellen)
  • Grippe

Diese Empfehlungen werden derzeit mindestens einmal pro Jahr überarbeitet und ggf. verändert. 

Weitere Infos zum Thema Impfen bei Frühgeborenen

In unserer Online-Broschüre mit dem Titel Impfungen für Frühgeborene in den ersten beiden Lebensjahren - Empfehlungen für Eltern und andere Sorgeberechtigte sind weitere wertvolle Informationen rund ums Thema zu finden. Die Broschüre kann unter folgendem Link kostenfrei als PDF-Datei heruntergeladen werden (siehe unten).