Das größte Glück ist manchmal ganz klein!
Sehr kleine Frühgeborene sind Babys mit weniger als 1.500 Gramm Geburtsgewicht und weniger als 32 Schwangerschaftswochen. In Deutschland kommen rund 1,4 % aller Neugeborenen mit einem Gewicht unter 1.500 Gramm zur Welt. Im Jahr 2020 waren das 10.279 Kinder. Aus Studien weiß man, dass in dieser Gruppe das Risiko für spätere Entwicklungsprobleme vergleichsweise hoch ist. Körperliche Einschränkungen lassen sich bereits sehr früh relativ sicher diagnostizieren. Aussagen zur geistigen Entwicklung sind aber erst mit etwa 4 bis 5 Jahren einigermaßen verlässlich.
Präventive Maßnahmen
Alle Frühgeborenen, die bei ihrer Geburt weniger als 1.500 Gramm gewogen haben, sollen engmaschig nachuntersucht werden. Das heißt nicht, dass zwangsläufig mit Problemen zu rechnen ist. Allerdings ist das statistische Risiko in dieser Gruppe der Kinder vergleichsweise hoch. Eine Aussage für den Einzelfall lässt sich daraus nicht ableiten.
Es gibt selbst kleinste Kinder, die den Start ins Leben gut meistern und es gibt Kinder, die mehr als 1.500 Gramm Geburtsgewicht hatten und dennoch in ihrer weiteren Entwicklung beeinträchtigt sind.
Die regelmäßigen Untersuchungen bis zur Einschulung können dabei helfen, eventuelle Schwierigkeiten möglichst frühzeitig zu erkennen. Viele Auffälligkeiten lassen sich mit Therapien gut behandeln. Die Kinder können einen eventuellen Entwicklungsrückstand dadurch gut aufholen.
Gut zu wissen!
Nicht immer steht bereits zum Zeitpunkt der Entlassung fest, dass Entwicklungsprobleme aufteten werden. Mitunter lässt sich das erst im Kindergarten bzw in der Grundschule festststellen. Deswegen ist es wichtig, die angebotenen Kontrolluntersuchungstermine regelmäßig wahrzunehmen, um die Kinder im Bedarfsfall möglichst frühzeitig fördern und unterstützen zu können.
Sozialpädiatrische Zentren
Zuständig für die Nachuntersuchung von Frühgeborenen sind Sozialpädiatrische Zentren. Sie sind spezialisiert auf mögliche Entwicklungsprobleme und die Behandlung von Kindern und Jugendlichen im Kontext mit ihrem sozialen Umfeld. Bezugspersonen werden angeleitet und beraten. Auch Verdachtsdiagnosen werden hier abgeklärt.
Frühgeborenen-Nachsorge
Vorgesehen sind Nachuntersuchungen von sehr kleinen Frühgeborenen in Sozialpädiatrischen Zentren
- nach Klinikentlassung
- im korrigierten* Alter von 6 Lebensmonaten
- im korrigierten Alter von 24 Lebensmonaten
- im korrigierten Alter von 3 Jahren
- und 5 Jahren
*Unter korrigiertem Alter versteht man das tatsächliche Lebensalter minus Anzahl der Wochen, um die das Kind zu früh geboren wurde.
2 Jahres-Nachuntersuchung
Die Untersuchung mit korrigierten 24 Monaten ist aufgrund einer Vereinbarung des Gemeinsamen Bundesausschusses ein verpflichtendes Angebot der Versorgung sehr kleiner Frühgeborener in Perinatalzentren. Bei diesem Termin wird auch ein umfangreicher Entwicklungstest durchgeführt. Das wird in den meisten Fällen der Bayley Scales of Infant Development, kurz Bayley-Test, sein. Dabei werden in spielerischer Form Gedächtnis, Wahrnehmung, Denkprozesse, Sprache etc. untersucht.
Frühförderung
Frühförderung ist ein niedrigschwelliges Förderangebot. Sie richtet sich als gesetzlich angebotene spezielle Hilfeform an Kinder vom Babyalter bis zur Einschulung. Frühförderung ist sinnvoll und notwendig, wenn Verhaltensauffälligkeiten festgestellt wurden. Sie kann aber auch schon vorbeugend einsetzen, wenn bestimmte Ereignisse ein Entwicklungsrisiko verursachen. Die zu frühe Geburt ist ein solches Ereignis. In Frühförderstellen arbeiten immer pädagogische, medizinisch-therapeutische und psychologische Fachkräfte zusammen. Damit kann gut auf die individuellen Bedürfnisse der Familien eingegangen werden. Eine Inanspruchnahme dieses Angebotes ist für Familien kostenfrei. Am besten informieren sich Eltern direkt bei einer Frühförderstelle in ihrer Region über Voraussetzungen und Angebote.
Wenn es anders kommt...
Auch wenn viele Kinder ihren anfänglichen Start ins Leben gut bewältigen, so gibt es auch Frühgeborene, die später von Handicaps betroffen sind. Über entsprechende Einschränkungen und Hilfen infomieren wir unter dem Stichwort "Handicaps".