Trinkenlernen ist ein Prozess, der individuell und feinfühlig begleitet werden muss.

Leitsätze zur Ernährung von Frühgeborenen

Die Leitsätze zur Ernährung von zu früh geborenen Kindern verstehen sich als Handlungsempfehlungen. Sie wurden von einer interdisziplinär zusammengesetzten Expertengruppe erarbeitet. Beteiligt waren Vertreter:innen aus der Pflege, der Geburtshilfe, der Logopädie, der Neonatologie, der Still- und Laktationsberatung, der nachstationären Begleitung von Familien und der Elternschaft.

Das Dokument

Die Leitsätze können ab sofort kostenfrei als PDF-Dokument über den Link unter diesem Absatz heruntergeladen werden. Eine Printversion ist derzeit noch nicht verfügbar. Zusätzlich zu dem Dokument ist eine umfassende Literaturliste auf der Webseite hinterlegt.

Neben einer Printversion der Leitsätze sind weitere, das Thema ergänzende Materialien in Planung und werden nach Finalisierung dann ebenfalls auf der Webseite des Bundesverbandes unter dem Projekt „Ernährungsleitsätze“ abrufbar sein.

Ziel der Leitsätze

Die Leitsätze wollen das Bewusstsein dafür schärfen, wie komplex das Thema Ernährung von Frühgeborenen ist. Es lässt sich nicht auf Muttermilch oder Formula-Nahrung und Fütterpläne reduzieren. Unter dem Aspekt der optimalen Ernährung ist neben Muttermilch, Still- und Laktationsförderung auch ein familienfreundliches Konzept während der Aktuphase auf der neonatologischen Station erforderlich.

Dabei gilt es stets die individuellen Bedürfnisse von Kind und Eltern zu berücksichtigen. Die Autonomie der Eltern, Nahrungsart und Verabreichungsform betreffend, spielt dabei ebenfalls eine wesentliche Rolle.

Ernährungsprobleme

Vor allem anfangs sehr unreife Frühgeborene haben nachweislich ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer frühkindklichen Fütterstörung. Intensivmedizinische Eingriffe stehen häufig in Zusammenhang mit dem oralen Bereich bzw. der Nahrungsaufnahme. Kinder, bei denen eine Langzeitbeatmung oder eine Sondenernährung notwendig wird, erfahren dabei erhebliche negative orale Reize. Das kann langfristig zu einer Übertragung dieser negativen Empfindungen auf die Nahrungsaufnahme führen. Der Leidensdruck für betroffene Familien ist groß. Daher ist es wichtig, die möglichen Zusammenhänge zwischen posttraumatischen Erfahrungen während der intensivmedizinischen Akutphase und deren langfristigen Folgen zu kennen. 

Eltern-Erfahrungen

„Haben einen entspannten Kinderarzt, aber immer wenn wir woanders waren (SPZ, etc.), haben alle Druck wegen dem Gewicht gemacht…"

Das Nachhause gehen scheiterte nur an der Sonde, weil er seine Menge auch nie schaffte."

„Fakt ist doch: wenn Nahrung über die Sonde reingezwungen wie soll der Kleine dann je von selber auf die Menge kommen? Immerhin kann er so ja gar kein vernünftiges Hungergefühl entwickeln um wirklich Lust auf's Trinken zu haben..."

Die Mitwirkenden in alphabetischer Reihenfolge

An der Erarbeitung waren beteiligt:

Dr. med. Monika Berns

Oberärztin in der Klinik für Neonatologie an der Charité in Berlin, IBCLC bis 2021, Leiterin der Frauenmilchbank der Charité, Vertreterin der FMBI in der Nationalen Stillkommission, Beteiligung an Arbeitsgruppen mit Fokus auf die Themen Frauenmilchbanken sowie Aus-, Fort- und Weiterbildung.

Johann Binter

Pflegeexperte für NIDCAP (NIDCAP Professional) am Uniklinikum Salzburg., PDI, Akad. geprüfter Experte in der Kinderintensivpflege, IBCLC, SAFE®Mentor, Master Health Professions Education (MHPE)

Claudia Braches

Kinderkrankenschwester, Stillspezialistin® und Laktationsberaterin IBCLC, entwicklungsfördernde Neonatalbegleiterin EFNB®, Gutachterin für WHO/UNICEF-Initiative BABYFREUNDLICH, Dozentin in der Aus- und Weiterbildung und als Still- und Elternberaterin in Solingen tätig.

Simone Engelhardt

2-fache Mutter frühgeborener Söhne; Familienberatung Frühgeborene bei Das Frühchen e.V. Heidelberg; Entwicklungsfördernde Neonatalbegleitung (EFNB); Beisitzerin bei "Frühchen e.V. Heidelberg“ sowie Marte Meo Practitioner.

Dr. med. Corinna Gebauer

Kinderärztin mit Spezialausbildung Neonatologie, Oberärztin in der Abteilung für Neonatologie am Universitätsklinikum Leipzig, ärztliche Leiterin der dortigen Frauenmilchbank, Gründungsmitglied der European Milk Bank Association (EMBA) und Frauenmilchbank-Initiative e.V. (FMBI), IBCLC. 

Ulrike Giebel

Krankenschwester (seit 1989) und Hebamme (seit 2008), IBCLC Still- und Laktationstherapeutin (seit 2001). 

Simone M. Hock

Fachkinderkrankenschwester für pädiatrische Intensivmedizin; Pflegewissenschaftlerin BSc und MSc APN, Mehrere Jahre im Bereich der Neonatologie und der neonatologischen Intensivpflege, seit 2016 Pflegeexpertin APN in der Neonatologie des Universitätsklinikums Freiburg; Ständiges Mitglied der Nationalen Stillkommission.

Dr. rer. medic. Nicole Hübl

Seit 2007 am Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Sozialpädiatrisches Zentrum. Dort zunächst als klinische Logopädin tätig, seit Promotion zum Dr. rer. medic in 2013 als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig in klinischer Versorgung und Wissenschaft.

Thomas Kühn

Seit 1995 Oberarzt am Level 1 Perinatalzentrum des Vivantes Klinikums Berlin-Neukölln, seit 2002 eingetragener Gutachter bei der ÄK Berlin, Still-und Laktationsberater -IBCLC bis 2016, Mitglied der topic expert group "care procedures" of the "EFCNI standards of care for newborn health project", 2005-2018 beratender Nachsorge-Kinderarzt im "Kindergesundheitshaus e.V."

Margarete Reimann

Pflegerische Leitung Elternberatung "Frühstart", Kinderkrankenschwester, Case Managerin, Pflegeberaterin.

Dr. med. Michael Zeller

Oberarzt an der Kinderklinik Dritter Orden in Passau, Neonatologe, allg. Neonatologie, Leitung NeoPAss® und Familiennothilfe

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